Titel : Über die Idee einer Gemeinschaft einsamer Menschen – Pascal Quignard – Buch
Zusammenfassung :
Was Port Royal für mich so besonders macht, ist die spannende Erfindung – auch wenn es schwer vorstellbar ist – einer Gemeinschaft von Einzelgängern.
Das Wort „einsam“, wie es die Jansenisten ihm gaben, ist letztlich ebenso schön wie rätselhaft. „Solitaires“ bezeichneten Männer der Zivilgesellschaft, Aristokraten oder wohlhabende Bürger, die sich für die Lebensweise des Klosters entschieden (seine Abstinenz, sein Schweigen, seine Askese, seine Nachtwachen, seine Aufgaben, seine Lektüre), sich aber weigerten, sich durch Gelübde daran zu binden. [...] Sie verließen den Hof, reisten zwanzig Kilometer und fanden sich schließlich in einem Wald wieder.
Sie ließen sich von keinen äußeren Regeln leiten, gehorchten niemandem und waren nur eifersüchtig auf ihre Abgeschiedenheit von der Welt. [.] Sie studierten. Sie duschten niemanden. Weder Gott noch Kinder, noch die Armen, noch Tiere. Sie grüßten die Krähen, bewunderten ihre harten, schwarzen Schnäbel und streichelten die Katzen.
1678 wurden die letzten Einsamen gezwungen, den Hof Granges zu verlassen, andernfalls drohte ihnen Gefängnis oder das Verbrennen auf dem Scheiterhaufen. 1711 wurde Port Royal auf Befehl von König Ludwig XIV. dem Erdboden gleichgemacht, damit „kein Stein auf dem anderen blieb“. Dann, im Spätherbst, als die Kälte bitterkalt und der Boden schneebedeckt war, wurden die Gräber geöffnet. Hungrige Hunde, Krähen, Saatkrähen und Feldmäuse fraßen die Fleischreste auf den Knochen der verstorbenen Heiligen. Sie fraßen Racine. Sie fraßen Monsieur Hamon, seinen Herrn.
In diesem intimen und zärtlichen Text beschreibt Pascal Quignard – wie eine Partitur – das Mysterium und die Hingabe des Lebens eines einsamen Gelehrten. Er singt die Melodie von „Das letzte Königreich“, die ungekrönten Könige und die Ruinen von Le Havre, wo er geboren wurde.
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EAN: 9782363080769
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